Rudern in Südosteuropa – August 2015
Umständehalber kam es dazu, dass ich in diesem Jahr bei der Ruderriege des SV Rot-Gelb eine Wanderfahrt auf der Donau von Baja nach Kladovo organisiert habe. Auslöser für die Idee der Wanderfahrt ist die jährlich stattfindende Budapest Baja Regatta, auf der man mal im eigenen Boot starten wollte und wenn man schon so weit trailert, soll es sich ja auch lohnen. Es gibt einen Männervierer, der dort schon zuvor schon gestartet war und man wollte das Event wiederholen. Umständehalber musste dann allerdings ein Mixed-Doppelvierer (gilt dort ab 50% Frauenquote im Boot) gemeldet werden. Dieses Mixed Boot bestand dann aus einem Quotenmann und vier Damen, da die restlichen Männer aus unterschiedlichen Gründen nicht konnten.
Trailerhintransport
Auf dem Weg nach Budapest haben wir uns ein wenig Zeit gelassen und uns Prag sowie Wien angeschaut. Tolle Städte und wenn ich mal mehr Zeit habe und die Temperaturen zu einer anderen Jahreszeit moderater sind, dann werden meine Familie und ich dort sicher auch mal ein paar Tage einplanen.
Budapest Baja Regatta
In Budapest angekommen, suchten wir zunächst den Riggerplatz, wo wir eines unserer Boote für die Budapest Baja Regatta klar machten und auch den Rest der Regattamannschaft trafen. Nach einem tollen Abend bei einem super Italiener in Budapest und einer sehr kurzen Nacht im Hotel stand das Taxi pünktlich um 5.00 Uhr morgens vor der Tür. Wir starteten um 5.30 Uhr in Budapest als letztes Boot auf der Regatta. Die Bedingungen, die 169 km schnell hinter uns zu bringen, waren nicht so toll – dank Niedrigwasser konnten wir auf die Hilfe der Strömung nicht wirklich zählen, von Wolken war weit und breit keine Spur und erfrischender Wind ebenfalls Fehlanzeige – dafür Sonne pur bei ca. 40 Grad. Aber das blendeten wir einfach aus. Irgendwann tauchte vor uns das erste Kajak auf, dann das zweite und später dann diverse Ruderboote, Kanus und Kajaks, das gab uns richtig Auftrieb und man überholte sich immer wieder gegenseitig. Unser Quotenmann äußerte hin und wieder mal den Wunsch ‚das Boot will ich aber erst in Baja wiedersehen‘ und wir vier Damen konnten ihm den Wunsch natürlich nicht abschlagen. Nach 14.09 Stunden trafen wir dann tatsächlich in Baja ein. Es gab ein riesen ‚Hallo‘ am Steg da zwischenzeitlich auch die restlichen Teilnehmer unserer anschließenden Wanderfahrt eingetroffen waren und alle auf uns warteten. In der Gesamtwertung haben wir von den Mixed Doppelvierern den 4. Platz gemacht – die ersten drei waren deutlich vor uns da (deutlich jünger und außerdem an die Temperaturen gewöhnt) allerdings waren die nachfolgenden drei Boote auch deutlich nach uns. Für das erste Mal haben wir uns gar nicht schlecht geschlagen. War eine tolle Erfahrung und der Gedanke zwischendurch abzubrechen kam nicht, wir haben einfach in den Rudermodus geschaltet. Irgendwie ein recht meditativer Tag, da die wenige Konversation im Boot über die Strecke auch immer kürzer wurde.
Am nächsten Abend fand dann die Siegerehrung bei traditioneller ungarischer Fischsuppe statt – leider gibt es noch immer keinen Preis für die weiteste Anreise – und jeder bekam seine Medaille. Direkt nach der Regatta gab es außerdem für jeder Teilnehmer ein T-Shirt, auf dem die Namen aller Teilnehmer zu finden sind.
Wanderfahrt Baja Kladovo
Am Sonntag begann dann das Abenteuer serbische Donau. Hier hatte jeder Tag sein eigenes Highlight, so dass es am Ende echt schwierig ist zu sagen, welcher Tag der schönste war. Am ersten Tag war es sicher die wasserseitige Einreise nach Serbien, die beiden ‚Kapitäne‘ saßen ca. zwei Stunden an den Formalitäten, am zweiten Tag starteten wir erst gegen Mittag und haben (bis auf die Steuerleute) abends den Sonnenuntergang auf der Donau komplett genießen können (nächstes Mal nehmen wir dann auch noch Lampen mit). Am dritten Tag landeten wir am möglicherweise modernsten Ruderclub Südosteuropas in Novi Sad anund kehrten anschließend bei meinen Nachbarn ein (die kommen von da unten und waren letztlich der Grund dafür, dass ich die Organisation der Fahrt übernommen habe) – die hatten reichlich für uns aufgetafelt und wir haben alle bedauert, dass wir das gar nicht alles aufessen konnten. Vierter Tag Ruderpause und Transfer nach Belgrad (Burg ist interessant und schöner Blick auf die Donau, ansonsten kann man sich die Stadt glaube ich schenken). Am fünften Tag mussten wir die Tour aus unterschiedlichen Gründen extrem zurecht kürzen und hatten einen recht hartnäckigen ‚Helfer‘ in der Marina Oaza, der der Meinung war, wir sollten bei ihm übernachten (unser Gepäck war aber schon im anderen Hotel, welches gebucht und bezahlt war). Am sechsten Tag freuten wir uns auf das eiserne Tor, aber ausgerechnet dort, wo wir einsetzen wollten, fand eine Optimistenregatta statt und der Veranstalter ließ nicht mit sich handeln (wir wären lange, lange vor dem Start wieder weg gewesen), aber wir sind ja flexibel und haben dann anderswo eingesetzt und wieder ein bisschen gekürzt. Zunächst waren wir etwas frustriert, aber das eiserne Tor ist ja lang genug und das kurze Stück war auch schön. Noch schöner wurde es aber am siebten Tag, etwas nervig waren allerdings die ganzen Motorboote, die dort mit Touristen unterwegs waren. Am Ende des siebten Tages kamen wir dann in die Schleuse Djerdab 1 und es ging 2x 16m tief runter, als wir aus der Schleuse raus sind, hatten wir noch ca. 7 km bis Kladovo zu rudern und die Sonne war bereits untergegangen. Die Markierungstonnen tauchten dann immer spontan auf, da die nicht beleuchtet waren. Aber wir haben es geschafft und insgesamt 308 km auf der Donau abgerudert, ohne dass Material oder Personen zu Schaden gekommen sind.
Trailerrücktransport
Der Trailerrücktransport war dann auf Heimfahrt ausgerichtet erste Etappe nach Budapest, dann Prag, dann Hamburg. Auch hier lief alles reibungslos, obwohl die Vorzeichen eher schlecht waren, vor der Abfahrt haben wir gebetet, dass die Kupplung des Zugfahrzeuges durchhält, von den Problemen, die wir tatsächlichen hätten haben können, ahnten wir erst etwas, als wir an die erste Grenze (Ausreise Serbien) kamen. Wir hatten einen Ausweis zu wenig, der war irgendwie nicht da, wo er sein sollte, aber weder die Serben, noch die Rumänen, noch die Ungarn haben es gemerkt :-P.
Nachlese
Es war eine wunderschöne – allerdings auch recht anstrengende – Tour. Alles, was einen so unvorbereitet auf einer solchen Tour erwartet, wurde mit Bravour gemeistert. Auf der Rückfahrt haben wir schon einmal angefangen uns über das nächste Jahr Gedanken zu machen – stay tuned.
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